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Rene Neuser: „In ein bis zwei Jahren um die Meisterschaft zu spielen wäre schön!“

Rene Neuser: „In ein bis zwei Jahren um die Meisterschaft zu spielen wäre schön!“

Seit 2013 ist Rene Neuser als Sportlicher Leiter beim TSV Weißtal aktiv und hat, gemeinsam mit vielen anderen, eine echte Erfolgsgeschichte geschrieben, nachdem die "Schneeweißen" zuvor eine schwere Zeit durchgemacht hatten. Seine Seniorenlaufbahn begann Neuser, dessen Vater Gerhard (verstarb 1993) von 1965 bis 1970 beim FC Schalke 04 in der Bundesliga spielte, bei seinem Heimatverein TuS Wilnsdorf/Wilgersdorf (Bezirksliga). Danach spielte der Außenstürmer von 1997 bis 1999 für die Reserve der Sportfreunde Siegen in der Landes- und Verbandsliga, bevor es den heute 41jährigen in Wittgensteiner Land zum TuS Erndtebrück zog. 1999 schaffte Neuser mit dem TuS den Aufstieg in die Verbandsliga, danach zog es den verheirateten Familienvater (zwei Kinder) im Sommer 2003 erstmals zum "Henneberg. Von 2009 bis 2012 war der frühere Flügelflitzer in seiner heutigen Heimat beim VfB Wilden als Spielertrainer tätig, bevor seine Zweite Zeit beim TSV Weißtal begann.

Sportlicher Leiter – das hört sich nach viel Arbeit an. Wieviel Zeit investierst du in deinen Posten beim TSV Weißtal?

Rene Neuser: Da ich fast täglich mit unserem Trainer telefoniere, ist es schon zeitintensiv. Natürlich gibt es Zeiträume wo die Arbeit intensiver ist, aber auch Zeiten wo ich mich zurücklehnen kann. Jetzt zum Jahreswechsel und im Frühjahr fangen schon wieder die ersten Gespräche mit unseren Spielern für die kommende Saison an. Also Langweile kommt nicht auf.

Kannst du beschreiben, was genau du machst?

Da der sportliche Bereich in meiner Verantwortung liegt, bin ich natürlich im ständigen Austausch mit den Trainern und auch teilweise den Spielern. Neben den Vertragsgesprächen gilt es auch, während der Saison zu kommunizieren. Wir analysieren die Spiele und natürlich auch die Leistungen jedes Einzelnen.

Wie bist du denn zum Posten des Sportliches Leiters gekommen?

Als ich 2012 auf den Henneberg zurückkehrte und als Spielertrainer begann, war Ulrich Heupel der verantwortliche Mann. Uli hörte dann zur neuen Saison auf und daher haben speziell Carsten und ich uns um  die Spieler gekümmert. So kam dann eins zum anderen…

Was reizt dich an dieser Position?

Was heißt gereizt? Es musste sich gekümmert werden, und das haben wir dann gemacht.

Du kommst aus einer fußballverrückten Familie. War es von vorne herein klar, dass du auch Fußballspielen wirst?

Natürlich spielte und spielt in unsere Familie der Fußball eine große Rolle, aber wie das sich bei mir entwickelt hat war nicht abzusehen.

Hat dich dein Vater besonders beeinflusst?

Natürlich hat er mich beeinflusst, allerdings hat er mich zu nichts gedrängt. Ihm war wichtig dass ich Spaß am Fußball habe. Er schaute sich meine Jugendspiele in der Regel an und gab mir später zu Hause Tipps, wie ich was besser machen könnte. Er hielt sich im Hintergrund auf und tobte nicht wie manch andere Eltern an der Seitenlinie rum. Ab und zu kickte er mit meinen Freunden und mir vor unserer Garage. Ich sollte meinen eigenen Weg gehen und das habe ich auch gemacht.

Du hälst dich in der Öffentlichkei sehr zurück. Hat das Gründe?

Im Vordergrund steht die Mannschaft und das Ergebnis. Wenn es was zu besprechen gibt, machen wir das intern. Das sollte so reichen!

Kommt es für dich nicht in Frage, auch bei den Spielen auf der Bank zu sitzen?

Was soll ich auf der Bank? Wir haben einen guten Trainer…

Du hast damals Alfonso Rubio Doblas zum Weißtal geholt. War damals abesehbar, was sich für eine Erfolgsgeschichte entwickeln könnte?

Den Tipp gab mir damals mein Cousin Andre. Wir hatten damals eine schwierige Phase und haben mit ihm einen Top-Mann verpflichtet. Das es so schnell so positiv läuft, hätten wir wahrscheinlich alle nicht gedacht.

Wie lange ist er noch bei uns? Allgemein wird oftmals gesagt, dass sich das Verhältnis zwischen einem Trainer und seinen Spielern irgendwann mal abnutzt. Oder siehst du da keine Gefahr?

 

Da sehe ich momentan keinerlei Probleme. Außerdem muss man nicht immer über den Trainer diskutieren um Veränderungen herbeizuführen.

Alfonso ist fraglos fußballverrückt – hattest du in deiner Karriere ähnlich tickende Trainer?

Naja, ich hatte viele verrückte und gute Trainer. Alfonso ist allerdings ein Unikat, den gibt es nicht noch mal. Er ist sehr akribisch, immer gut vorbereitet, emotional und manchmal schießt er auch über das Ziel hinaus. Es muss alles im Rahmen bleiben. Das gehört aber meiner Meinung dazu, nach dem Spiel muss das vergessen sein. Andere Trainer stehen ihm da in nichts nach…

Du hast auch selbst an der Linie gestanden. War das nichts für dich?

Ich hab in Wilden drei Jahre und beim TSV eineinhalb Jahre als Coach gearbeitet. Als Spielertrainer, wo ich noch selbst mit auf dem Platz stand hat mir das sehr viel Spaß gemacht. Nur als Trainer war es für mich schwierig, da konnte ich mich nicht richtig mit identifizieren. Wenn ich heute die ganzen Probleme sehe mit denen die Trainer tagtäglich zu kämpfen haben, bin ich froh, dass ich es nicht mehr mache. Hut ab vor allen Trainern. Das soll keine Kritik an der heutigen Generation sein, es ist halt anders. Ob besser oder schlechter, weiß ich nicht, halt anders. Für mich wäre es nichts mehr!

Fußball zu deiner aktiven Zeit und Heute: Was hat sich aus deiner Sicht verändert?

Es hat sich einiges verändert. Der Fußball ist schneller, athletischer und auch besser geworden. In Sachen Mannschaftsgeist kann ich das nicht sagen. Ich denke wir haben drei tolle Seniorenmannschaften, wo viel untereinander gemacht wird, auch mal ein Bier getrunken wird. Bei Festen wird mit angepackt, das passt schon. Wir haben noch ein  intaktes Vereinsleben und noch viele Verrückte im Umfeld. Das macht den TSV heute noch aus. Ich denke eine Reihe von anderen Vereinen beneiden uns darum.

Gibt es ein Spiel, an das du dich am meisten erinnerst?

Da gibt es schon ein paar. Den meisten Spaß hatte ich persönlich in meiner ersten Saison in Gernsdorf. Das erste Landesligajahr, aber auch das Aufstiegsjahr hatte schon super Spiele mit vielen schönen Erlebnissen.

Was war die verrückteste Geschichte, die du je erlebt hast?

Das war zu Verbandsligazeiten in Erndtebrück. Unserem Trainer unterlief seinerzeit ein kleines Missgeschick. Wie immer hatte er seine Aufstellung schon an die Tafel gebracht bevor wir den Raum zur Sitzung betreten hatten. Die Sitzung begann und wir wurden wie immer sehr emotional von unserem Trainer auf das Spiel eingestimmt. Ein Spieler unterbrach dann unseren Trainer und fragte Ihn warum er denn 12 Spieler in der Aufstellung berücksichtigt hätte. Er konnte es nicht fassen, was ihm da für ein Fauxpas unterlaufen ist. Das Ende vom Lied war dann, das der aufmerksame Spieler zur Belohnung auf der Bank platz nehmen durfte. Das Gelächter war natürlich groß…

Was hat dich damals zum TSV gezogen?

Eigentlich waren das Stefan „Otze“ Steiner und Thomas Scherzer. Otze war seinerzeit ein Arbeitskollege von mir und Thomas war in seinem ersten Jahr Trainer in Gernsdorf. Ich habe viele Jahre mit Thomas zusammen gespielt, ob in Siegen oder Erndtebrück. Wir standen halt immer in Kontakt. Außerdem spielten zu der Zeit schon einige alte Weggefährten und Freunde von mir, wie Oli Broska, Sandro Massafra und mein Cousin Andre, in Weisstal.

Was macht unseren Verein aus? Auch das du hier und nicht woanders Sportlicher Leiter bist?

Unser Verein ist schon einzigartig verrückt. Es ist immer was los und wir haben eine gute Gemeinschaft. Es ist mein Heimatverein geworden und daher mache ich es hier und nicht irgendwo anders.

Blicken wir drei Jahre voraus… Was würdest du dir in Bezug auf den TSV wünschen?

Schön wäre wenn wir den Weg weiter so gehen können, mit eigenen Nachwuchskräften und punktuellen Verstärkungen von außerhalb. Weil nur mit eigenen, wird es nicht gehen.
Es ist wichtig dass das Umfeld wie gewohnt mitgeht und sich mit der Arbeit die wir alle abliefern, identifiziert. In ein bis zwei Jahren ernsthaft um die Meisterschaft mitspielen, wäre schön..

… Dann noch mit dem Sportlichen Leiter Rene Neuser?

Werden wir sehen…

(Interview: Stefan Stark)