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Der „ eiserne„ Hermann lehnte alles ab – 150 Spiele in Folge

Der „ eiserne„ Hermann lehnte alles ab – 150 Spiele in Folge

Der „ eiserne „ Hermann lehnte alles ab, so hieß eine Schlagzeile der WP vom 06.11.1974.

Glücklicherweise lehnte Hermann Dreisbach den Besuch anlässlich Seines 75 Geburtstags nicht ab.  So konnten wir nach der offiziellen Gratulation und der Übergabe einer kleinen Aufmerksamkeit mit Hermann in Erinnerungen der vergangen 60 Jahre schwelgen.
Seine Karriere im Seniorenbereich begann für Hermann beim TSV im Alter von 16 Jahren. Wie bereits bei ähnlichen Besuchen vernommen, startete Hermann diese Kariere aufgrund seines Alters zunächst auf Basis eines anderen Passes. Der „Rainer Hunger“ sah mir ein bisschen ähnlich und der wohnte da schon nicht mehr in Gernsdorf. Da musste man halt nur ein wenig beim Verlesen der Passnamen achtgeben, so ein verschmitzt lächelnder Hermann.
Auch seine Jugendfußballkarriere begann unter schwierigen Vorzeichen. Vom Elternhaus war das Fußballspielen verboten. So wurden die Sportklamotten bei Otto Schmitt gelagert und dorthin machte sich dann Hermann nachmittags unter einem Vorwand auf den Weg. Der fünf Jahre ältere Otto nahm Hermann dann mit in Richtung Sportplatz.
Bemerkenswert ist Hermanns Rekord mit 150 Spielen in Folge in der Seniorenmannschaft des TSV. Das kann man sich heute nicht vorstellen, wo bei vielen bereits bei einem „leichten Schnupfen“  2 Wochen Pause angesagt sind. Die Verletzungsbezeichnungen der heutigen Generation kannte man damals noch nicht mal dem Namen nach.
Als dann die Serie wegen einer Leistenverletzung riss, wurde kurz eine Infrarot-und Kurzwellen Bestrahlung durchgeführt und „schwupps“ war Hermann am darauf folgenden Wochenende wieder einsatzbereit. Das  auch sehr zur Freude seines damaligen Trainers und Freundes Albert „Abi“ Kühn.  Dessen damalige Aussage zu Hermann: „ Einer der angenehmsten Fußballer mit dem ich je zu tun hatte. Der Mann ist sich selbst für das Platz abstreuen vor dem Spiel nicht zu schade“. So erlebte Hermann den Weißtaler Aufstieg von der Kreisklasse bis in die Landesliga mit und lehnte auch Angebote anderer Vereine ab. „ Mir gefiel es beim TSV immer bombig", so die Aussage von Hermann.

Hermann startete seine Laufbahn aufgrund seiner Schnelligkeit als offensiver Rechtsaußen und endete dann später als gefürchteter, sehr aktiver Außenverteidiger. Zu seiner Glanzzeit war die eingespielte Spieleröffnungsvariante „Anstoß Gerhard Görg zu Otto Schmitt, Pass von Otto auf den rechten Flügel zum nach vorne geeilten Hermann und der mit einer mustergültigen Flanke auf die Stürmer Fritz Bruch oder Gerhard Görg“ eine gefürchtete Variante im Weißtaler Spiel.
Als seinen größten sportlichen Erfolg und was ihm am positivsten in Erinnerung geblieben ist, war das entscheidende Spiel um den Landesliga Aufstieg am 1.Juni 1969 in Oberdielfen. Das Spiel gegen die Dielfer gewann man vor einigen hundert Zuschauern mit 2:0. Die Erinnerungen an dieses Spiel kommen schon mal hoch, wenn Hermann einem seiner liebsten Hobbys frönt, dem Mountainbike fahren. Hier führen ihn seine Touren schon mal am Oberdielfer Sportplatz vorbei, der zwar heute so gut wie nicht mehr genutzt wird, aber als Wiesenplatz besser aussieht als damals.
In Glanzzeiten legte Hermann schon mal locker seine 3000 Fahrradkilometer im Jahr zurück. Nach einer Erkrankung musste er dies aber leicht einschränken. Dafür widmet er heute viel Zeit seinem Hund, einem japanischen Shiba-Inu namens Boris.
Zum Schluss kamen wir dann nochmals auf seine Fußballkarriere zu sprechen, die er später bei den Alten Herren fortsetzte. Hier sind ihm die tollen Fahrten in Erinnerung geblieben. So z.B. eine Fahrt nach London, die von „Nolls Uli“ organisiert wurden. Hier besuchte man u.a. das Musical Starlight Express , aber vor allen Dingen war man Gast bei den Tottenham Hotspurs, wo seinerzeit Jürgen Klinsmann dem Ball nachjagte.
Das aktuelle Fußballgeschehen verfolgt er zumeist über die hiesige Presse. Zudem hat er in der direkten Nachbarschaft immer mal wieder die Gelegenheit mit seinem ehemaligen Mitspieler Gerhard Görg über das aktuelle Fußballgeschehen im Siegerland und speziell beim TSV Weißtal zu philosophieren.
Mit den Worten „ jetzt moss ich aber noch ne Runde met dem Hund laufe“ endete dann eine weitere Reise in die Fußballvergangenheit des TSV Weißtal.

Hermann Dreisbach stehend dritter von rechts als junger Spieler der 1. Mannschaft von
Schwarz-Weiß Gernsdorf